Nennt mich Billy Hoffmann. So würde es Käpt’n Ahab sagen, bevor er raus segelt, um Moby Dick zu fangen. Billy ist ein völlig bescheuerter Name für einen elfjährigen Jungen, außer man ist Engländer oder Amerikaner oder so. Dann hätte man nämlich noch einen zweiten Namen dazwischen, also so was wie „Billy Tiee Hoffmann“. T. steht dann für Trevor oder Timothy oder so. Ich heiße nur Billy Hoffmann, ohne T. Meine Eltern fanden das scheinbar lustig. Oder hatten keine Phantasie. Aber Erwachsene merken sowieso nie, was sie einem Kind antun.
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Billy Hoffmann ist elf und findet es doof, dass zwischen seinem Vor- und Nachnamen kein „Tiee“ steht wie bei einem Amerikaner. „Tiee“ stünde für Trevor oder Timothy, was ziemlich cool wäre.
Sein größter Wunsch ist es, mit seinem großen Bruder Phillipp in den Zirkus zu den Elefanten zu gehen. Das kann er aber nicht, weil der Bruder am Vorabend der Vorstellung überfahren wird.
Mit seinen elf Jahren leidet er an ADHS.
Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom. „Das habe ich aber gar nicht“, sagt er. „Ich habe nur viel Energie“. Deshalb rennt er auch zwanzigmal um die Säule vor der Tiefgarageneinfahrt, bis seine Mutter das Auto geholt hat - und muß zwanzigmal in anderer Richtung zurückrennen, bevor er einsteigen kann.
Die Welt der Erwachsenen erlebt er als willkürlich und zutiefst verstörend. Auf keinen Fall erstrebenswert.
Erwachsene haben ja oft Migräne. Das kommt, wenn das Hirn nicht mehr so leistungsfähig ist wie bei einem Kind. Dann warten die Erwachsenen auf schlechtes Wetter und bekommen Migräne.
Von Beruf will er später mal Spaziergänger werden, vielleicht auch Raumkreuzerkommandant. Sein Rüstzeug für den Umgang mit der Realität bezieht Billy haupsächlich aus Filmen. Er ist eine wandelnde Filmdatenbank und antwortet auf Fragen, wenn möglich, mit Filmzitaten seiner Helden. Das gibt ihm Sicherheit. Aber so verschwimmen Fiktion und Wirklichkeit immer mehr miteinander.
Die Elefanten meines Bruders - Ein Roman über ADHS und einen Zirkusbesuch, der nie stattgefunden hat.